Abschlussbericht „Projekt YUNA“ in NRW

Einleitung

„Die weibliche Genitalbeschneidung kommt weltweit vor und betrifft nach Schätzungen von UNICEF etwa 200 Millionen Mädchen und Frauen.

Die weibliche Genitalbeschneidung (FGM/C2) umfasst alle nicht medizinisch notwendigen Verfahren, die die weiblichen äußeren Genitalen teilweise oder vollständig verletzen oder entfernen. Es handelt sich dabei um eine schwere Menschenrechtsverletzung, die vor allem die Rechte auf Gesundheit, körperliche Unversehrtheit und genitale Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen verletzt. In Deutschland ist die Praktik seit 2013 im §226a Strafgesetzbuch verboten, auch in den meisten Prävalenzländern gibt es entsprechende Gesetze, dennoch wird die Praktik weltweit fortgeführt. Die weibliche Genitalbeschneidung ist gesellschaftlich tief verwurzelt und in dem Werte- und Normsystem praktizierender Gemeinschaften verankert. Es besteht oft ein enormer sozialer Druck, Mädchen der weiblichen Genitalbeschneidung zu unterziehen, damit sie und deren Familien von der Gemeinschaft nicht ausgegrenzt werden.

Durch Globalisierungs- und Migrationsprozesse ist FGM/C auch in Europa, Deutschland und Nordrhein-Westfalen präsent. Nach der Dunkelzifferschätzung von Terre des Femmes, werden die vermutlich betroffenen und gefährdeten Mädchen und Frauen berechnet. Hiernach leben in Deutschland 103.947 potenziell betroffene Frauen und Mädchen und bis zu 17.271 potenziell gefährdete Mädchen. In Nordrhein-Westfalen werden die Zahlen der potenziell betroffenen Frauen und Mädchen auf 22.483 und die der potenziell gefährdeten Mädchen auf bis zu 3.867 geschätzt.3 (Stand 2022)

Aus den Zahlen der Dunkelzifferschätzung lässt sich schließen, dass FGM/C innerhalb der Communities in Deutschland, anderen Ländern Europas oder im Heimatland praktiziert wird bzw. wurde. Bei der sogenannten „Ferienbeschneidung“ werden Mädchen in den Schulferien ins europäische Ausland oder ins Heimatland der Eltern gebracht, um FGM/C an ihnen vornehmen zu lassen. FGM/C ist eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt, die es nötig macht, sich auch in Deutschland damit zu befassen. Zum einen, um betroffene Mädchen und junge Frauen effizient zu unterstützen und zum anderen, um unversehrte Mädchen zu schützen.

Die Themen FGM/C, weibliche Sexualität und Lust sind Tabuthemen in praktizierenden Gemeinschaften, aber auch in der europäischen Gesellschaft. Deswegen ist es wichtig, die weibliche Genitalbeschneidung zu thematisieren und dem Thema in der Öffentlichkeit Raum zu geben, damit Mädchen und junge Frauen geschützt werden können. Da FGM/C nicht ausschließlich ein medizinisches Thema ist, betrifft es interdisziplinär alle Fachkräfte und Privatpersonen, die mit Mädchen und jungen Frauen aus Prävalenzländern im Kontakt sind.“

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