LOBBY Jahresbericht 2024

Vorwort

„Keine ist wie die andere. Alle Mädchen haben das Recht auf ein Leben frei von Gewalt und Missachtung, selbst herauszufinden wie sie leben wollen, was sie mögen und was nicht. Mädchen brauchen Freiheit, Respekt und Liebe.“

Eine Forderung, die wir heute genauso unmissverständlich stellen, wie vor 10 Jahren und auch schon davor.

Aktuellen Berichten zufolge wird nahezu täglich ein Mädchen oder eine Frau Opfer eines Femizids. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten Femiziden, von denen 360 tödlich endeten. Diesen Taten gehen oft jahrelange häusliche Gewalt, Drohungen und Repressalien voraus. Deshalb ist es wichtig, dass Mädchen und Frauen, die Hilfe suchen, Orte aufsuchen können, wo sie sich sicher fühlen und schnell Hilfe erhalten, um aus der Gewaltspirale herauszubrechen.

Auch die Delikte im Bereich der Digitalen Gewalt nehmen zu. Über 17.193 Mädchen und Frauen wurden 2023 Opfer Digitaler Gewalt, zum Beispiel von „Cyberstalking“ oder anderen Delikten, die beispielsweise mittels Nutzung von Sozialen Medien begangen werden. Hier ist mit 25 Prozent ein deutlicher Anstieg der weiblichen Opferzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Alle drei Minuten erlebt ein Mädchen oder eine Frau in Deutschland häusliche Gewalt. Jeden Tag werden mehr als 140 Mädchen und Frauen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. Sie werden Opfer, weil sie Mädchen und Frauen sind.

Eine erschreckende Bilanz!

(aus dem Bundeslagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023“)

Um Betroffenen besseren Schutz und Unterstützung zu bieten, hat der Bundestag am 31. Januar 2025 das Gewalthilfegesetz verabschiedet. Dieses Gesetz schafft einen Anspruch auf Schutz und Beratung für Frauen und ihre Kinder, die von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt betroffen sind. Es stellt sicher, dass Betroffene überall in Deutschland bedarfsgerechte Unterstützungsangebote wahrnehmen können. Der Bundesrat hat am 14. Februar 2025 über dieses wichtige Gesetz entschieden. Nordrhein-Westfalen hat dem Gesetz zugestimmt.

Mit dieser nun erfolgten Zustimmung wird ein zentraler Baustein der IstanbulKonvention umgesetzt, die Deutschland verpflichtet, umfassende Maßnahmen zum Schutz von Mädchen und Frauen vor Gewalt zu ergreifen. Durch das Gesetz gibt es einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung. Auch wenn wir noch den 4 ein oder anderen Kritikpunkt am Gesetz haben, so ist erst einmal Grund zur Freude angesagt!

ls nächster Schritt muss die Umsetzung des Gesetzes in NRW konsequent vorangetrieben werden, damit der Ausbau des Hilfesystems zügig umgesetzt wird, damit wir beispielsweise durch niedrigschwellige Präventions- und Beratungsangebote dazu beitragen, dass Gewalt frühzeitig erkannt wird und betroffene Mädchen und junge Frauen unterstützt werden können.

Wir möchten auch nicht unerwähnt lassen, dass die geplanten Kürzungen im kommunalen Haushaltsentwurf 2025/2026, die massive Einschnitte in die Mädchen und Frauenhilfestrukturen bedeutet haben, am 13.2.25 in einer Sitzung des Rates mit der Haushaltsverabschiedung zurückgenommen wurden. Dies ist ein großer Erfolg für das Bündnis aus Kölner Mädchen- und Frauenberatungsstellen und feministischen, autonomen Organisationen in Köln, welches sich entschieden gegen diese Einsparungen gestellt hat. Durch Demonstrationen, Offene Briefe, wie der der Else-Falk Preisträgerinnen, und eine breite Solidaritätsbewegung mit über 15.000 Unterschriften konnte gemeinsam Druck auf die Politik ausgeübt werden – mit Erfolg!

Wir danken der Politik dafür, dass sie die existenzgefährdenden Kürzungen zurückgenommen hat. Und dennoch besorgt es uns, dass wir immer wieder um die finanzielle Sicherung und damit die Existenz von Mädchenarbeit kämpfen müssen. Und das gerade im Hinblick auf eine Realität, die besorgniserregend bleibt: anhaltende antifeministische und demokratiefeindliche Strebungen innerhalb von Politik und Gesellschaft und damit auch eine steigende Zahl von gewaltbetroffenen Mädchen und jungen Frauen.

Die langfristige finanzielle Sicherung von Mädchenarbeit, darf nicht immer wieder zur Verhandlungsmasse werden – sie muss selbstverständlich sein.

Mit dem vorliegenden Jahresbericht 2024 möchten wir Ihnen einen umfassenden Überblick über unsere vielfältige pädagogische Arbeit in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen geben, auch um deutlich zu machen, wie notwendig diese Angebote für Mädchen und junge Frauen sind.

Insgesamt erreichten wir mit allen Angeboten 3425 Mädchen und junge Frauen 1306 Fachkräfte, 19 Peers und 50 Angehörige.

Link zum gesamten Jahresbericht LOBBY FÜR MÄDCHEN 2024